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Harry Belafonte Story

1. Tournee:
24. Februar bis 30. März 2012
Uraufführung am 24. Februar 2012 in Siegen

2. Tournee:
8. November 2012 bis 2. Februar 2013
Premiere am 8. November 2012 in Waldkraiburg

3. Tournee:
15. Januar bis 25. März 2014
Premiere am 15. Januar 2014 in Schweinfurt

4. Tournee:
18. September bis 18. Oktober 2014

5. Tournee:
15. April 2016 bis 24. April 2016

Kritiken

Im Kleinen Haus brilliert Ron Williams in der Rolle des Musikers, Schauspielers und Bürgerrechtlers

Begeisterung für Belafonte

Delmenhorst. Mit Liedern wie „Angelina“, „Jamaica Farewell“ oder dem „Banana Boat Song“ sang sich Harry Belafonte in die Herzen der Menschen. Am Sonnabendabend hatten Zuschauer im ausverkauften Theater „Kleines Haus“ die Gelegenheit, seine Lieder und vor allem sein Leben im Stück „Die Harry Belafonte Story“ zu sehen.

© Ingo Moellers

Ron Williams als Harry Belafonte war natürlich Dreh- und Angelpunkt auf der Bühne – aber auch um die anderen Figuren rankten sich starke Geschichten.

Eine Bar, irgendwo in New York City. Steve, ein junger Mann aus Harlem, singt gerade Besitzer Charly Duke etwas vor, rappt eher, als dass er singt. Ein Lied von einem „Schwarzen Kreuz“ und davon, dass sich die darin besungenen Unbekannten selbst schlachten und im Blut baden sollen. Während er seine aggressiven Zeilen darbietet, betritt ein Mann den Raum. Es ist Harry Belafonte wie Barbesitzer Charly bald darauf erfreut feststellt.

Schon sind nicht nur die Protagonisten auf der Bühne, sondern auch das Publikum mitten drin in der Lebensgeschichte von Harry Belafonte. Und Belafonte erzählt. Erzählt von seinem Leben, seiner Kindheit in Harlem, vom alkoholabhängigen Vater und der kurzen Zeit auf Jamaika. Aber vor allem singt er, was den großen Reiz des Stücks ausmacht: Sein Leben wird entlang seiner bekanntesten Lieder entfaltet.

Zusammen mit dem emotionsgeladenen Spiel der Darsteller erzeugten die Songs beim Publikum vor allem gute Laune. Zum Beispiel als Harry (Ron Williams) und seine Frau Julie (Daniela Kiefer) sich über sein ewiges Zuspätkommen streiten. Da setzt plötzlich Musik ein und der Streit wird mit dem Kinderlied „There’s A Hole In The Bucket“ weiter ausgetragen, was durch die komödiantische Darstellung von Kiefer und Williams für reichlich Gelächter im Publikum sorgte. Für musikalisches Gänsehautgefühl dagegen sorgte das Lied „The First Time Ever I Saw Your Face“, das die beiden singen, als sie sich gegenseitig ihre Zuneigung gestehen.

Gerold Theobalds niveauvolles Schauspiel mit Musik zeigt die beeindruckenden Lebensstationen des prominenten „King of Calypso“, der sich auch durch die Hetzjagd in der McCarthy-Ära und den Ku-Klux-Klan nicht kleinkriegen ließ. Dabei brillierte besonders Ron Williams in der Rolle des Belafonte: Er spielte und sang so überzeugend, dass manchmal fast der Eindruck entstand, als stünde Belafonte persönlich auf der Bühne und teile seine Lebensgeschichte mit dem Publikum.

Dass die nicht immer nur von künstlerischem und kommerziellem Erfolg geprägt war, beweisen diverse Situationen, die auf der Bühne auch als Zeitreise dargestellt wurden. Da ist zum Beispiel die Szene vom Regisseur von „Island In The Sun“, der von wütenden Südstaatlern zusammengeschlagen wird. In diesem Film von 1957 hatte Belafonte einen schwarzen Politiker gespielt, der eine Liebesaffäre mit einer weißen Tochter der höheren Gesellschaft beginnt. Im Amerika zu dieser Zeit ein absolutes Tabu, der Film durfte in den Südstaaten nicht gezeigt werden. Überhaupt greift „Die Harry Belafonte Story“ viele geschichtliche Ereignisse auf, die mehr oder weniger mit seinem Leben in Verbindung stehen. Untrennbar ist diese Verbindung von Belafontes eigener Geschichte natürlich mit der Bürgerrechtsbewegung.

Doch es geht nicht hauptsächlich um den US-amerikanischen Sänger, Schauspieler und Entertainer. Auch die anderen Protagonisten bekamen die Chance, ihre Geschichte in die Belafontes einzubinden, sie waren nicht nur bewunderndes Beiwerk. Da waren neben dem perspektivlosen Steve (Karsten Kenzel) auch noch die alleinerziehende Barkeeperin Angel (Maureen Wyse), die ihren Freund, den Vater ihres Sohnes, im Irak-Krieg verlor. Und auch Charly (Gerhard Haase-Hindenberg) war im Krieg, zusammen mit Freund und Barpianist Jeff (Thomas E. Killinger). Beide haben an vorderster Front die Schrecken in Vietnam erlebt.

Die Zuschauer lobten diesen gelungenen und unterhaltsamen Theaterabend mit viel Applaus und nach dem Finale mit minutenlangen stehenden Ovationen.

Von Tordis Stefan –  Weser Kurier, 10.02.2014

Großartige „Harry Belafonte Story“

Aufführung in Gunzenhausen wurde zu einem Triumph für Ron Williams und seine Mitspieler Gunzenhausen.  Hat man so was schon mal gesehen?! Hunderte Menschen verlassen die Stadthalle, und sie haben diesen gewissen Glanz in den Augen. Das gerade Dargebotene verbindet und hallt nach. Dem Nebenmann braucht man gar nicht viel zu sagen, ein knappes „Toll, was?“ genügt. Die Frage bedarf keiner Antwort. Was diese Menschen erlebt haben, ist eine Sternstunde im Rahmen des städtischen Theaterprogramms. Selten waren die Emotionen auf und vor der Bühne so groß wie bei der „Harry Belafonte Story“, einem Schauspiel mit Musik – und viel mehr als Musik.

Sie genossen den mächtigen Schlussapplaus des faszinierten Publikums : Maureen Wyse als Angel, Karsten Kenzel als Steve, Ron Williams als Harry Belafonte, Gerhard Haase-Hindenberg als Charly Duke und Daniela Kiefer als Julie Robinson-Belafonte. Hinten links Pianist Thomas E. Killinger als Jeff. © Wolfgang Dressler

Ja, man hat so was schon mal gesehen. Hauptdarsteller Ron Williams hat bereits als Martin Luther King und Ray Charles geglänzt. Diesmal aber übertrifft der Kalifornier, ehemals Radiomoderator beim US-Sender AFN in Deutschland, sich selbst. So souverän, so warmherzig, so begeisternd! Warum auch immer – jedenfalls läuft er in Gunzenhausen jedesmal zur Hochform auf. Und er nimmt die Freude des Publikums noch während der Vorstellung dankbar auf, fordert zu mehr Beifall auf, lacht, freut sich.

Williams machte sich einst als Kabarettist einen Namen. Er „kann“ One-Man-Shows, ist Entertainer, Sänger und Schauspieler. Sein Engagement für Toleranz und gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und rechte Gewalt brachte ihm viel Anerkennung. Wer, wenn nicht er, kann Harry Belafonte verkörpern, diesen legendären Künstler aus Harlem, New York, der die Jugend im Schwarzenghetto, dann in Jamaica, schließlich wieder in Big Apple verbrachte und dann eine ebenso erfolgreiche wie durch die äußeren Umstände gehemmte Karriere hatte. Belafonte sah unverschämt gut aus, sein Lachen war ansteckend, seine Stimme mehr als großartig, sein Können universal – und er war ein Farbiger. Das genügte, um angefeindet und sogar mit dem Leben bedroht zu werden. Es war die Zeit der McCarthy-Hysterie. Er musste längere Zeit als Schauspieler pausieren, setzte sich aber immer wieder durch, und seinen legendären Calypso-Songs war sowieso mit Intoleranz und Rassenhass nicht beizukommen. In den 80er-Jahren initiierte er das Projekt „USA for Africa“

„Die Harry Belafonte Story“ huldigt diesem großartigen Menschen, der sich immer wieder politisch engagierte, auf der Seite der Unterdrückten stand und den Aufbruch der USA in eine neue Zeit unter JFK mit anregte und förderte – gegen alle Widerstände. Belafonte verlor seinen engen Freund Martin Luther King durch Mörderhand, auch andere ließen ihr Leben, und die Bürgerrechtsbewegung erreichte längst nicht alle ihre Ziele. Und doch blieb sich Belafonte treu, er ließ in seinem humanitären Engagement nicht nach. Der Bogen spannte sich bis zur Friedens- und Anti-Atomkraft-Bewegung.

Damit zurück zum Stück, das diesen Lebensweg nachzeichnet, manchmal in harten Schnitten zwischen der Gegenwart und den 50er-Jahren, als vieles begann. Belafonte trifft in einem Club in New York, wo er einst zu singen pflegte, auf Clubbesitzer Charly (Gerhard Haase-Hindenberg), dessen Angestellte Angel (Maureen Wyse), den Rapper Steve (Karsten Kenzel) und den Pianisten Jeff (Thomas E. Killinger). Belafontes Frau Julie (Daniela Kiefer) kommt hinzu. So entspinnt sich ein Wechselspiel zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Steve und Angel haben mit dem, was vor Jahrzehnten die USA bewegte, nicht viel am Hut. Sie sehen ihre eher tristen Verhältnisse und die schwierigen Perspektiven. Was sagt ihnen da noch der „Marsch auf Washington“ am 28. August 1963? Nichts.

Gezeichnet vom Vietnam-Krieg
Belafonte, die gescheite Julie und der musikbegeisterte Charly aber haben die Werte von damals verinnerlicht und stehen zu ihnen, auch im Alter, trotz mancher Enttäuschungen, die ihnen die aktuelle US-Politik bereitet. Und auch der zurückhaltende Jeff bekommt Konturen, als er erwähnt, dass er einst nach Vietnam gehen musste, um dieses unbekannte Land mit aller Gewalt vor dem Kommunismus zu retten. Auch Charly wurde damals eingezogen, er will nicht drüber reden, was er im Dschungel erlebte und tat.

Bei aller Wertschätzung, die Belafonte in den zweieinhalb Theaterstunden entgegenschlägt, wird er nicht glorifiziert. Er ist ein Mensch mit Schwächen und Brüchen. Seine Frau Julie hat er nicht immer gut behandelt. Sie musste sich in Harlem mit den Kindern durchschlagen, während er Glanz und Glamour suchte und genoss. Julie kann darüber im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied singen. Auch die Spielleidenschaft machte Belafonte zu schaffen. Doch wenn es darauf ankam, war er bereit, Leib und Leben für seine Ideale zu riskieren, etwa als er Bargeld in den tiefen Süden brachte, damit dort das Wahlrecht der Schwarzen auch tatsächlich praktiziert werden konnte. Von seiner ersten verdienten Million baute er ein Krankenhaus für Arme. Sein Credo: „Der Künstler muss Rassismus und Hass mit Herz und Hirn entgegentreten.“ Und: „Wir sind die Stimme von denen, die keine Stimme haben.“

Doch Steve, der junge Weiße, der keinen Job hat und vieles, wenn nicht alles „ablehnt, bleibt skeptisch, erachtet den Altmeister, der von fernen Zeiten erzählt, als „weltfremden Spinner“. Und die farbige Angel, die mehrere Jobs hat, um über die Runden zu kommen, und von einer Schauspielerkarriere träumt, ist nicht gewillt, die allgemeine Nostalgie zu teilen. Und Julie hat schon so manchen Strauß mit ihrem Mann ausgefochten. Wie das so war, lässt sich beim Duett „There’s a hole in the Bucket“ vergnüglich nachempfinden. Es ist gerade die Stärke des Stücks, dass die Figuren neben Belafonte nicht an den Rand gedrängt werden, sondern ihre eigene Geschichte erzählen (und singen).

Musik, die zu Herzen geht. So erlebt die gut gefüllte Stadthalle vordergründig ein interessantes Schauspiel in US-Geschichte, von dem, was die Freiheitsstatue symbolisiert, über Rosa Parks (die Schwarze, die sich 1955 in Alabama weigerte, ihren Busplatz für einen Weißen zu räumen) und den Ku-Klux-Klan bis zu 9/11 und dem Irak-Krieg, der wie Vietnam Kriegerwitwen hinterließ und wie Vietnam nicht zu den gesteckten Zielen führte. Das Ganze wäre recht aufschlussreich – und wohl bald wieder vergessen –, wenn nicht die Musik wäre. Harry Belafonte ist deshalb berühmt, weil er auf so hinreißende Weise tolle Melodien vortragen konnte. Und mehr als ein Abglanz davon lässt die Herzen der Zuhörer schneller schlagen. Ron Williams übertrifft sich selbst, sei es bei Angelina, Banana Boat Song, Island in the sun, We shall overcome. Bei Matilda singt schließlich die ganze Halle mit. Calypso, Balladen, Gospel, Volkslied, Kinderlied, die Mischung an diesem Abend ist perfekt.

Der widerspenstige Steve stimmt dann doch mit ein. Der zeitlosen Botschaft dieser Musik kann er nicht widerstehen. Er erkennt: Das, wofür Harry Belafonte stand und steht, hat auch mit der Gegenwart zu tun: Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden – nicht nur für die Reichen und Privilegierten. Mag Amerika noch so sehr den Nimbus des „Horts der Freiheit“ verloren haben, so bleibt es doch das Land, das jedem die Möglichkeit gibt, den Freiheitsgedanken zu leben. „Du kannst den Träumer töten, aber nicht den Traum.“ Ron Williams soll unbedingt wiederkommen, um uns mehr davon zu erzählen. 

Von Wolfgang Dressler – Altmühlbote, 23.02.2014 

Kronach

Zweibrück

Szenenfotos:

Inhalt:

Harry Belafonte betritt nach vielen Jahren den kleinen Club, in dem er als junger Mann gejobbt hat. Der Clubbesitzer Charly erkennt den berühmten Gast. Und schon sind wir mitten in der aufregenden Lebensgeschichte Harry Belafontes. Schließlich betritt Harrys Frau Julie den Club und steuert ihre Sicht auf die Lebensgeschichte ihres Mannes bei – ein Leben, das nicht nur von beispiellosem künstlerischen und kommerziellen Erfolg geprägt ist, sondern zugleich untrennbar verbunden bleibt mit der Geschichte der Bürgerrechtsbewegung.
Harry Belafontes Leben wird entlang seiner wundervollen Songs reflektiert. 

Harry wird 1927 als Kind eines schwarzen Seemanns und einer jamaikanischen Putzfrau in New York geboren. Als Harrys Mutter mit den Kindern nach Jamaika flieht, lernt Harry die Musik der karibischen Fischer kennen: den weich swingende Calypso. Zurück in New York, erlebt er die üblichen rassistischen Beleidigungen, meldet sich freiwillig zum Militär und wird anschließend ständiger Gast in der New York Library, um die Schriften schwarzer Autoren zu studieren. Nach dem Eindruck des schwarzen Schauspielers Paul Robeson auf der Bühne absolviert Harry ein Schauspielstudium.

Als unter Senator McCarthy auch Harry Belafonte zur Anhörung vorgeladen wird, verweigert er die Aussage, wird freigesprochen, erhält aber anschließend kein Engagement und beginnt in jenem Club als Pausenfüller. In dieser Zeit baut er sich ein eigenes Songprogramm auf: alte und neue Calypso-Balladen und Volkslieder aus Nord- und Südamerika. Publikum und Kritik begeistert. Seine außergewöhnliche Musikalität, sein persönlicher Stil und das unverwechselbare Timbre seiner Stimme machen Harry Belafonte über Nacht populär.
Das erste Album mit Calypso-Songs bricht alle Rekorde. Er gründet seine eigene Firma und wird zum ersten schwarzen Platten- und Filmproduzenten der USA. 

Nach seinem mutigen Film „Island in the Sun“ mit Joan Fontaine über die Liebe zwischen einem Schwarzen und einer Weißen richtet sich gegen die beiden Schauspieler der Hass des Ku-Klux-Klans, ihre Autos werden demoliert, und immer wieder gehen bei der Filmproduktion Morddrohungen ein. In dieser Zeit verliebt sich Harry Belafonte in eine Weiße, die zierliche Julie Robinson. Sie heiraten und bekommen zwei Kinder. Mit seiner Unterstützung der Bürgerrechtsbewegung riskiert Harry Belafonte immer wieder Karriere und Leben. 

Harry Belafonte kann als Filmstar in zahlreichen Hollywoodproduktionen von „Carmen Jones“ bis „The Player“ überzeugen. Als Sänger, der mit „Day-O – The Banana Boat Song“ berühmt geworden ist, begeistert Harry Belafonte bei seinen Auftritten das Publikum mit seinem Stil und seinen Qualitäten als Entertainer. 

1985 gründet Harry Belafonte die Bewegung „USA for Africa“, für die das Lied „We Are the World“ entsteht. Dieser bewegende Song wird der Schlusspunkt unserer emotionalen Aufführung sein. 

Ron Williams in der Titelrolle als 76-jähriger Harry Belafonte.

Weitere Information: www.kempf-theater.de